Fundstück der Woche


7. April 2015

Hier ein Auszug aus dem Koalitionsvertrag (2011 - 2016)

und Auszüge aus einem Artikel von Kerstin Decker im Tagesspiegel vom 25.02.2015

 
 
Punkt 232:
"Die Koalitionspartner sind sich einig, dass das Theater- und Orchesterkonzept im engen Dialog mit allen Akteuren grundlegend zu überarbeiten ist. Ziel ist es, die vielfältige Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Kern zu bewahren, fortzuentwickeln und im Rahmen der verfügbaren Mittel langfristig zu sichern. Zu diesem Zweck soll die weitere Förderung aus Mitteln des Finanzausgleichs-gesetzes ab 2013 an Strukturentscheidungen geknüpft werden, die bei nicht steigenden Landeszuschüssen die Angebote nachhaltig sichern. Den Koalitionspartnern ist bewusst, dass dies voraussichtliche Fusion von Orchestern und Theatern beziehungsweise Spartenreduzierungen nicht ausschließt."
 
Dazu können wir sagen:
1. Der Vertrag wurde gebrochen: Der enge Dialog mit allen Akteuren hat nicht stattgefunden.
2. Das Eckwertepapier hat das gesetzte Ziel "die vielfältige Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Kern zu bewahren", klar verfehlt.
Es verkehrt die gegebenen Strukturen in ihr Gegenteil. Die Theaterlandschaft wird nicht fortentwickelt und erst recht nicht langfristig gesichert.
(Damit ist das Vertragsziel nicht nur nicht erreicht, sondern tatsächlich wird das Gegenteil angestrebt!! - Das ist Vetragsbruch!)
3. Der Zweck für die weitere Förderung aus Landesmitteln, also die nachhaltige Sicherung der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern wird ganz klar besser durch die alternativen Modelle (Solidarmodell usw.) erreicht - allerdings wird das durch die Regierungskoalition noch nicht einmal in Erwägung gezogen, geschweige denn umfassend und gründlich geprüft!)
4. Der letzte Satz legt jetzt - 3 1/2 Jahre nach Abschluß des Vertrages - nur den Schluß zu, daß die Landesregierung von Anfang nichts anderes als die Sparten- und sonstigen Reduzierungen geplant hat. Das Ergebnis stand fest, noch bevor alle Scheinoperationen begannen (METRUM; Steuerungs- und Lenkungsgruppen; Aufforderungen, alternative Modelle vorzulegen usw.). So etwas kann nur Wählertäuschung genannt werden.
 
Unter den 449 Punkten des Koalitionsvertrages gibt es 8 zum Thema Kultur. Davon versucht Herr Brodkorb nun einen - mit Hilfe von Herrn Kümmritz und Herrn Körner, inzwischen leider auch mithilfe der CDU/SPD-Fraktionen im Kreistag - verzweifelt und auf die rabiateste Art und Weise (oder wie Helmut Schödel in der Süddeutschen Zeitung schreibt: mit Inkompetenz, List, Tücke und Frechheit) gegen den Willen des ausdrücklichen Engagements des aufgewachten Teils der Bürgerinnen und Bürger und ohne sich dem Diskurs mit diesen Bürgerinnen und Bürgern zu stellen - durchzusetzen. Wir hoffen sehr, dass die Neustrelitzer StadtvertreterInnnen dem nicht folgen werden!!

 
* Und weil es so gut paßt zu diesem Koalitionsvertrag nun noch ein paar Auszüge aus einem halbseitigen Artikel von Kerstin Decker. Unter der Überschrift
"Seeetüchtig in den Untergang" schreibt sie anläßlich der Abwicklungsbestrebungen beim Rostocker Theater in: Der Tagesspiegel vom 25. 2. 2015:
(Sie schreibt hier - noch bevor die Entscheidung der Spartenreduzierung gefallen und die fristlose Kündigung gegen den Intendanten erfolgte - aber die Einschätzung gilt auch für das weitere Agieren von Kultusminister Brodkorb):
 
"… Man muss es wohl so sagen: Ein Rostocker Theater, das plötzlich alle Segel setzt, war der schlimmstmögliche Fall für den Kultusminister Mecklenburg-Vorpommerns Mathias Brodkorb (SPD). Seine Vision, schon längst enthauptete Theater, bloße Bespielbühnen, zusammengeschlossen zu 'Kulturkooperationsräumen'. Kulinarische Eventspielstätten. Im letzten Herbst begann in Rostock ein durchaus makaberes Wettrennen: das Volkstheater und sein neues, altes Publikum gegen die Stadt- und Landespolitik. Latchinian begriff, dass er statt zwei Spielzeiten nicht einmal eine halbe lang Zeit hatte, um die volle Seetüchtigkeit seines Vier-Masten-Seglers unter Beweis zu stellen, eine Premiere folgte der anderen. In ästhetisch-zivilem Ungehorsam gründete er gleich noch zwei neue Sparten: das Puppentheater und die Bürgerbühne. Und steigerte unermüdlich die Auslastung … Brodkorb wiederum begriff, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er teilte der Stadt mit, dass, solange sie unfügsam bliebe und die zwei Sparten nicht schließe, die seit fast einem Viertljahrhundert eingefrorenen Landeszuschüsse nicht ausgezahlt würden, zumindest nicht in voller Höhe. 
Brodkorb, der Kultusdiktator. … Der Fall, den Sewan Latchinian nicht vorhersehen konnte, den keine Seefahrt kennt, scheint einzutreten: Untergang wegen zunehmender Seetüchtigkeit!"

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