Widerspruch!


24. Januar 2015
Interview im Nordkurier von Marlis Steffen mit Minister Brodkorb vom 22.01.2015
siehe auch unter MEDIEN

Da gibt es Aussagen eines Ministers, irgendwie kommt der Verdacht der kalkulierten Unkenntnis auf.

Frage: Die TOG hat in der jüngsten Zeit um 13 Prozent angestiegene Besucherzahlen, sie steht damit
landesweit vorbildlich da. Warum wollen Sie dem Neustrelitzer Theater die Eigenständigkeit nehmen?
Antwort: Es ist erfreulich, dass sich unter der Leitung von Intendant Joachim Kümmritz die Einnahmesituation verbessert hat. Aber die Einnahmen sind nur ein kleiner Teil des Theaterhaushaltes. Sie machten bisher etwa 10 Prozent aus. Für die Fortführung der heutigen Strukturen ist das zu wenig, selbst wenn die Gesellschafter wie jetzt vorgeschlagen mehr Geld aufbringen. 90 Prozent der Kosten müssen aus öffentlichen Zuschüssen getragen werden.

Dem kann man nur widersprechen. Intendant Joachim Kümmritz hat mit den ansteigenden Besucherzahlen nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. Es ist denen zu verdanken, die sich Tag für Tag auch die Nächte um die Ohren schlagen, um trotz der politisch geschaffenen, widrigen Verhältnisse ein hochprofessionelles Programm  auf die Bühne zu bringen. Es ist denen zu verdanken, die sich ehrenamtlich um eine breite, werbende Öffentlichkeitsarbeit kümmern, die Herr Kümmritz wissentlich vernachlässigt. Und es ist der wachsenden Solidargemeinschaft Neustrelitz zu verdanken, die IHR Theater wiederentdeckt.

Frage:
In Neustrelitz wird fieberhaft an einem Alternativmodell zum Eckwertepapier der Landesregierung
gearbeitet. Was muss das beinhalten, damit Sie es akzeptieren?
Antwort: Bei allen Gesprächen über Alternativen höre ich immer darauf, was die Fachleute sagen. Nach Einschätzung von Intendant Kümmritz sind die bislang im Gespräch befindlichen Vorschläge nicht zukunftsfähig. Zum aktuellsten Modell fehlen mir bisher aber noch belastbare Unterlagen.

Dann sollte er sich aber auch an die kompetenten Fachleute wenden. Bis heute hat er sich noch nicht gemeldet. Herr Kümmritz verfolgt andere Ziele. Er möchte, wie der Minister, ein Staatstheater Nordost.

Frage:
Das Eckwertepapier ist auch ökologisch zu hinterfragen, Theaterschaffende werden viel mehr auf der Straße sein. Ist das nicht in Zeiten des Klimawandels das falsche Signal?
Antwort: Das stimmt. Aber bisher hat sich auch noch niemand beschwert, dass die Fritz-Reuter-Bühne ihre niederdeutschen Stücke im ganzen Land zur Aufführung bringt.

Erstens kann man die Fritz-Reuter-Bühne nicht mit einem Staatstheater Nordost vergleichen und zweitens zeugt es nicht von politischer Weitsicht, ökologischen Unsinn mit einem anderen zu rechtfertigen.

Frage:
Wo gibt es in Deutschland bereits ein „singendes Schauspielensemble“? Was erwarten Sie von einer solchen Truppe?
Antwort: Dieser Vorschlag wurde von den Intendanten eingebracht, und die müssen es wissen. Wir erwarten von dem Ensemble, dass es eine große Bandbreite abdeckt. Dazu gehören zum Teil auch die
Festspiele im Schlossgarten.

Eigentlich müsste ein Minister wissen, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist, und wenn das die beiden Intendanten eingebracht haben, dann sind sie für ihren Job nicht geeignet.

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